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Gordon Onslow Ford

Gordon Onslow Ford, ein Maler bekannter surrealistischer und abstrakt expressionistischer Werke, wurde am 26. Dezember 1912 in Wendover (England) geboren.

Onslow Fords Familie ermutigte ihn schon in seiner Kindheit, sich künstlerisch zu betätigen. Sein Großvater Edward Onslow Ford war ein bekannter Bildhauer. Sein Onkel Rudolph Onslow Ford, ein Landschaftsmaler, brachte ihm früh das Zeichnen und Malen bei. Nach dem Tod von Onslow Fords Vater bekam jedoch ein anderer seiner Onkel, welcher im Militär tätig war, die Vormundschaft. Onslow Ford wurde im Alter von 13 Jahren zum Royal Naval College in Dartmouth (Devon, England) geschickt, um eine Offiziersausbildung aufzunehmen.

Während seiner Zeit bei der mediterranen Flotte der Britischen Marine gehörte tägliche Dokumentation, unter anderem in Form von detaillierten technischen Zeichnungen und Aquarellen, zu den Pflichten. Onslow Ford fertigte auch in seiner freien Zeit Bilder an, vor allem Szenerien des Ozeans. 1937 legte Onslow Ford sein Amt bei der Marine nieder, um sich auf seine Kunst fokussieren zu können. In den Jahren zuvor hatte Onslow Ford häufiger Paris besucht und beschloss nun, sich dort niederzulassen. Er besuchte die Pariser Kunstschulen für einen kurzen Zeitraum – er verbrachte sechs Wochen mit Studien bei André Lhôte und etwa vier Tage bei Fernand Léger.

Kurz darauf lernte Onslow Ford den jungen chilenischen Architekt Roberto Matta kennen. Matta war im Büro von le Corbusier angestellt und fertigte nebenbei kleine Zeichnungen an. Onslow Ford war fasziniert von Mattas Bildern und bestärkte ihn darin, weiter zu zeichnen, und Mattas Schwerpunkt verlagerte sich mit der Zeit von Architektur zu Kunst. Matta wiederum inspirierte und motivierte Onslow Ford, sich abstrakteren Motiven zuzuwenden. Zwischen den beiden entwickelte sich eine künstlerische Partnerschaft – sie malten gemeinsam, gaben sich gegenseitig konstruktive Kritik und verfeinerten ihre technischen Fähigkeiten. Zusammen unternahmen sie ein paar Reisen: im Frühjahr 1938 hielten sie sich in der Schweiz auf, und den Sommer 1939 verbrachten sie im Schloss Chèrmilieu an der Rhône (Frankreich). Oft stießen andere KünstlerInnen wie André Breton, Yves Tanguy und Gertrude Stein dazu, die wie Onslow Ford und Matta derzeit dem Surrealismus zugewandt waren. Onslow Ford malte inzwischen keine einfachen Landschaftsbilder mehr – er interessierte sich vielmehr für „innerscapes“ beziehungsweise „inscapes“, innere, schwer greifbare, abstrakte „Landschaften“ der Seele. 1939 wurde Onslow Ford offiziell von André Breton in die Gruppe der Surrealisten aufgenommen - kurz bevor die meisten KünstlerInnen der Gruppe aufgrund des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs nach Amerika emigrierten.

Onslow Ford wurde Ende 1939 von der Britischen Marine einberufen und kehrte nach England zurück. Krankheitsbedingt konnte er seinen Dienst jedoch nicht antreten. Stattdessen erhielt er im Juni 1940 die Erlaubnis, nach New York (Amerika) zu reisen, nachdem er aufgrund seiner in Paris geknüpften Kontakte eine offizielle Einladung vom Komitee zur Erhaltung Europäischer Kultur erhalten hatte. Diese Einladung verpflichtete Onslow Ford, eine Reihe von Vorträgen über die Surrealistische Kunstbewegung an der Art Students League der New School for Social Research zu halten. Onslow Ford berichtete über seine eigenen Erfahrungen mit der Malerei des Surrealismus, aber auch über die Arbeiten und Vorgehensweisen anderer KünstlerInnen.

Bei einem seiner Vorträge lernte Onslow Ford die Schriftstellerin Jacqueline Johnson kennen, und die beiden heirateten 1941. Im Herbst diesen Jahres besuchten die beiden Wolfgang Paalen, Remedios Varo und Esteban Frances, Künstler und Freunde Onslow Fords, welche inzwischen in Mexiko lebten. Onslow Ford und Johnson gefiel es dort so gut, dass sie beschlossen, in eine verlassene Mühle im abseits gelegenen Indianerdorf Erongaricuaro in Tarascan am Westufer des Patzcuaro-Sees zu ziehen. Beide interessierten sich sehr für die naturverbundene und gleichzeitig spirituelle einheimische Lebensweise. Onslow Fords Bilder nahmen zunehmend andere Formen an: seine Arbeiten glichen abstrakten Landschaftskarten aus der Vogelperspektive und wurden mit der Zeit auf einfachere, geometrische Elemente reduziert. Johnson arbeitete unterdessen bei Wolfgang Paalens Zeitschrift „DYN“ mit.

Onslow Ford und Johnson zogen 1947 nach San Francisco (Amerika). Dort fand Onslow Ford schnell Anschluss – er lernte den griechischen Poeten Jean Varda kennen, und die beiden erwarben gemeinsam „Vallejo“, ein vor Sausalito ankerndes ehemaliges Fährschiff, welches sie in ein Atelier umwandelten. „Vallejo“ entwickelte sich in den Jahren darauf zu einem kulturellen Treffpunkt. Onslow Fords Werke wurden in dem Zeitraum mehrfach im San Francisco Museum of Art ausgestellt – teils Solo, teils zusammen mit Dynaton, einer kurzlebigen KünstlerInnengruppe, zu der unter anderem auch Matta und Paalen gehörten.

Onslow Ford hatte 1951 eine Eingebung, welche seine späteren Werke beeinflusste: er sah „Line, Circle, Dot“ („Linie, Kreis, Fleck“) als grundlegende Ausdrucksformen des Universums an, und fortan waren diese Elemente in unterschiedlichen Variationen und Kombinationen das Grundvokabular seiner Malereien. Bald kamen Sterne als viertes Element dazu. In den darauffolgenden Jahren studierte Onslow Ford, der sich zunehmend zu Asiatischer Philosophie und dem Hinduismus hingezogen fühlte, Chinesische Kalligraphie bei dem Zen-Master Hodo Tobase. Onslow Fords Zeichenprozess wurde intuitiver. Inhaltlich beschrieben seine Bilder weiterhin „inscapes“ und „inner skies“ („innere Himmel“) –  abstrakte Kompositionen, die metaphorische Reisen in die Tiefen des Bewusstseins darstellen sollten.

1957 erwarben Onslow Ford und Johnson ein 160 Hektar großes, bewaldetes Anwesen nördlich von San Francisco auf der Halbinsel Point Reyes bei Inverness, unmittelbar am Meer gelegen. Den Großteil ihres Grundstücks gaben die beiden an die Naturschutzbehörde weiter, um die Landschaft langfristig zu erhalten. Nach dem Tod Johnsons 1976 zog Onslow Ford sich mehr und mehr zurück und vertiefte seine künstlerischen Arbeiten in der abgeschiedenen Idylle bis zu seinem Tod im Alter von 90 Jahren am 9. November 2003.

Ebensosehr Philosoph wie Künstler, hinterließ er neben seinen zahlreichen Werken inspirierende Worte: „The inner worlds are waiting to be discovered, you know. And as you discover them, consciousness grows. That's what art's about. Art is always finding something you've never seen before.“ („Die inneren Welten warten darauf entdeckt zu werden. Und während du sie entdeckst, wächst dein Bewusstsein. Das ist, was Kunst ausmacht. Kunst ist, immer etwas zu entdecken, was du noch nie zuvor gesehen hast.“)