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Poetry Slam

Lokales mit Lea: Poetry Slam „satznachvorn“

Ich bin Lea und will mit euch entdecken, was man in und um Aachen unternehmen und welche Orte man besuchen kann. Heute erzähle ich vom Poetry Slam „satznachvorn“, eine monatliche Veranstaltung, bei der Künstler des gesprochenen Wortes ihre Texte vortragen

Erstmal ein paar kurze Infos:

Was? Poetry Slam
Wo?  Raststätte, Lothringerstraße 23
Wie komme ich dahin? Die Bushaltestelle Wallstraße ist 4 Minuten zu Fuss entfernt, die Bushaltestelle Kaiserplatz 5 Minuten
Barrierefrei? Niedrige Stufe am Eingang, Toilette stufenfrei erreichbar aber eng
Wann? 1. Freitag im Monat, Beginn 20 Uhr, Einlass 19 Uhr
Wie teuer? 5 Euro, Getränke für ein geringes Entgelt erhältlich
Was sollte man sonst bedenken? Wer ein Sitzplatz ergattern will sollte allerspätestens 18:45 vor der Raststätte anstehen
Mehr Information unter satznachvorn.de

Poetry Slam, was ist das? Künstler des gesprochenen Wortes tragen vor Publikum selbstverfasste Texte vor, wobei es sich um alles Mögliche handeln kann: Gedichte, Erzählungen, Alltagsbeobachtungen… Einzige Regeln: ein Beitrag darf die sechs Minuten nicht überschreiten, und es sind keine Requisiten erlaubt. Das Publikum wählt, welche Texte ihm am besten gefallen, nach mehreren Runden (mit immer neuen Texten) wird ein Gewinner kuriert. Ich hatte auf Youtube schon einige Videos von Poetry Slams gesehen, und wollte mir endlich mal das ganze Live anschauen. In Aachen organisiert der Verein „satznachvorn“ einige Veranstaltungen, unter anderen einen monatlichen Poetry Slam, auch „satznachvorn“ genannt, im Kulturraum Raststätte.

Auf der Seite des Veranstalters wird gewarnt, dass die Schlange vor der Raststätte sich bis zu einer Stunde im Voraus bildet. Das scheint mir doch etwas übertrieben, und so komme ich eine halbe Stunde vor Einlass mit Buch und Klappstuhl an – langes Stehen ist nicht meine Stärke – und bin die Vierte in der Reihe. Bis zum Einlass um 19 Uhr hat sich aber tatsächlich eine beträchtliche Schlange gebildet. Es kommen alle rein, aber das kleine Lokal, in dem circa 60 Stühle aufgereiht sind, ist zum bersten voll, und viele müssen stehen. Nur ungefähr ein zehntel der Leute tragen Masken; ganz geheuer ist mir die Enge daher nicht, aber ich bleibe trotzdem. Beim Testen ein paar Tage später wird sich zeigen, dass ich ungeschoren davon gekommen bin.

 Um 20 Uhr beginnt die Veranstaltung. Nachdem der Moderator das Prinzip und die Regeln des Poetry Slams erklärt hat, kommt erstmal Vorprogramm, diesmal ein Hiphopper. Hip-Hop ist nicht gerade meins, aber anscheinend ist das Vorpgrogramm wild durchmischt; für nächsten Monat wird ein Zauberkünstler angekündigt. Der Moderator kommt nochmal, er wird im Laufe des Abends sehr viel Reden und zwischendurch in zwei Runden „welches Tier bin ich“ Freikarten für die nächste Veranstaltung verlosen. Meiner Meinung nach könnte er sich kürzer halten, ich bin fürs Poetry Slam hier!

Und dann kriege ich endlich die „Slammer“ zu hören. In der ersten Runde sind vier Männer und zwei Frauen, gleich zwei davon machen zum allerersten Mal bei einem Poetry Slam mit und einige sind durch halb Deutschland gereist, um hier zu sein. Eine der Neuen, eine junge Frau, beeindruckt mit ihrer schmerzvollen Erzählung von Familienehre und Schlägen. Wie nach jedem Beitrag, wählt das Publikum mit erhobener Hand, ob die Künstlerin in die nächste Runde kommen soll, und sie hier kriegt die meisten Punkte. In anderen Beiträgen geht es um einen humorvollen Liebesbrief an die unbekannte Frau eines erfolgreichen Skisprungsportlers, um eine Brustreduktions-OP, um Spielen und Freundschaft ohne Worte und um das erfolglose Warten auf den perfekten Moment. Jedes Mal wählt das Publikum, und am Ende kommen die vier Künstler mit den meisten Punkten in die zweite Runde. Aber erstmal gibt es fünfzehn Minuten Pause – ein Drittel davon braucht man schon um vor der einzigen Toilette zu warten, ansonsten gehe ich an die frische Luft Maske lüften – und nochmal Hip-Hop und Moderation.

Nach der zweiten Runde kommt das Finale, in dem zwei der erfahrensten Teilnehmer gegeneinander antreten und nicht mehr mit Hände heben, sondern mit der Lautstärke des Applaus gewählt wird. Der Gewinner wird im Sommer gegen die Gewinner aller anderen Veranstaltungen des Jahres antreten. Pünktlich um halb elf ist die Veranstaltung zu Ende.

An dem Abend spiele ich etwas mit dem Gedanken, selbst mal als Slammer teilzunehmen, der Moderator hat uns dazu angeregt, sich bei Interesse bei dem Verein zu melden, aber im Grunde sind die Texte, die ich bis jetzt geschrieben habe nicht geeignet. Es gibt zwar theoretisch keine Untergrenze für die Länge der Texte, aber ein 30-Sekunden Beitrag würde einfach nicht gut zur Veranstaltung passen. Naja, falls ich irgendwann ein paar längere Texte schreibe, kann ich es mir überlegen. In der Zwischenzeit kann ich die Veranstaltung als Zuschauerin genießen.