Wasser ist allgegenwärtig, sei es unter der Dusche, für den Frühstückskaffee oder –tee oder beim gerade fallenden Regen. Aber so selbstverständlich, wie es erscheinen mag, ist es nicht.
Der Rote Faden
Von Rolf Mackowiak
Wasser
Wasser hat die wohl allen bekannte chemische Formel H2O. Es besteht also aus Wasserstoff und Sauerstoff. Die Vermutung, die Atome könnten sich auf einer Linie befinden, also H-O-H, liegt zwar nah, ist aber falsch. Die beiden Wasserstoff-Atome bilden einen Winkel von etwa 104,5° zueinander. Daraus ergibt sich, daß Wasserstoffmoleküle polar sind, also eine ungleiche Ladungsverteilung besitzen. Dadurch können sich die Moleküle aneinander anlagern, ohne eine direkte Verbindung einzugehen, die sogenannte Wasserstoffbrücken-Bindung.
Etwa 71 % der Erdoberfläche sind von Wasser bedeckt, aber nur etwa 2,5 % des Wassers sind Süßwasser und nur 0,3 % als Trinkwasser nutzbar. Also eine denkbar knappe Ressource.
Darüber hinaus hat Wasser noch ein paar andere interessante Eigenschaften. Seine größte Dichte hat Wasser bei 4° Celsius, weshalb das Eis auf dem Wasser schwimmen kann. Da ich gerade vom Eis spreche: Wasser tritt uns in drei Formen entgegen, eben als Flüssigkeit, als Eis oder als Dampf. Obwohl Nebel uns an Dampf erinnert, hat er mit ihm doch nichts gemein; wir würden uns sonst beim Einatmen ganz schön die Atemwege verbrühen.
Eis wird gern zum Kühlen eines Getränkes verwendet. Paradoxerweise liegt das an der großen Wärmekapazität von Wasser, denn es kann eine große Wärmemenge speichern. Deshalb braucht es auch vergleichsweise viel Wärme, um es wieder zu schmelzen. Auf der anderen Seite führt dies dazu, daß das Wasser der Ozeane die teils großen Temperaturunterschiede gewissermaßen abfedert und als Wärmepuffer dient. Ohne den Golfstrom wäre Europa zwar nicht gänzlich unbewohnbar, aber doch deutlich kälter, denn er trägt die Wärme der Karibik bis nach Europa.
Wichtig ist Wasser natürlich als Lebensmittel. Wie ich eben schon erwähnte, sind nur etwa 2,5% des Wassers Süßwasser, und viel davon ist in den Polkappen der Arktis und Antarktis gebunden. In den Industriestaaten ist die Versorgung mit frischem, sauberen Wasser im Allgemeinen kein Problem, auch wenn der diesjährige trockene Sommer etwas Anderes vermuten läßt. Anders dagegen in vielen anderen Ländern, wo entweder lange Wege oder hohe Preise in Kauf genommen werden müssen.
Unser Umgang mit Wasser ist sehr sorglos. Die Toilettenspülung erfolgt mit Trinkwasser und die neue Fabrik von Tesla in Brandenburg zieht sehr viel Grundwasser – und das in einem Wasserschutzgebiet. Ähnlich in Norddeutschland, wo ein großer Getränkekonzern billig Grundwasser entnimmt und es dann teuer in Flaschen abgefüllt verkauft, obwohl das rechtlich nicht so ganz einwandfrei ist, wie ich in einem Radiobericht gehört habe.
Wie aber sieht es im Rest der Welt aus? Nicht ganz so rosig. Bei der Entwicklungshilfe gehen etwa 1 Milliarde Euro an Wasserprojekte (bei einem Gesamtetat von etwa 10 Milliarden).
Laut einer Prognose der UN werden bis 2030 ca. 1,6 Milliarden Menschen keine sichere Wasserversorgung haben. Bei einer geschätzten Weltbevölkerung von 8,5 Mrd. sind das grob ein Fünftel. Da ist also noch viel zu tun.
So lebenswichtig Wasser ist, so tödlich kann es auf der anderen Seite sein. Man schaue nur mal auf die aktuelle Lage in Bangladesch. Auch in Deutschland hat es ja vor einem Jahr an der Ahr große Schäden durch starke Niederschläge gegeben. Beiden genannten Vorfällen ist aber eines gemeinsam: die oft dichte Besiedlung in Nähe der Flußufer. Diese Bereiche sind bei Überflutungen als Erstes betroffen.
An Spirituosen denkt man bei Wasser nicht unbedingt, aber sowohl der Whisky als auch der Aquavit nennen sich in der Übersetzung „Wasser des Lebens“, und der Wodka ist auch nur ein „Wässerchen“. Wenn man sich da in der Wirkung mal nicht vertut…