Vincent Van Gogh gilt als einer der Begründer der modernen Malerei.
Er wurde am 30. März 1853 als Vincent Willem Van Gogh in Groot-Zundert bei Breda (Niederlande) geboren. Gemeinsam mit seinen fünf jüngeren Geschwistern wuchs er bei seinem Vater Theodorus, welcher Pastor der niederländisch-reformierten Kirche war, und seiner Mutter Anna auf. 1869, im Alter von 16 Jahren, wurde Vincent zu einem seiner Onkel geschickt, um eine Lehre in der Kunsthandlung Goupil & Co im niederländischen Den Haag aufzunehmen. Im Anschluss wurde Vincent in eine Filiale nach London versetzt. Vincents Bruder Theodorus, von allen Theo genannt, begann 1872 die selbe Lehre. Dies war der Beginn eines langen Briefwechsels zwischen den beiden, der bis zu Vincents Tod bestand.
Vincent lag die Arbeit als Kunsthändler nicht sonderlich. Er probierte sich daraufhin in unterschiedlichen anderen Berufen: er arbeitete als Hilfslehrer, als Volontär in einer Buchhandlung, als (Laien-) Prediger und begann kurzzeitig ein Theologiestudium, bis er sich schlussendlich im Herbst 1880 entschied, Maler zu werden. Sein Bruder Theo, der inzwischen bei Goupil & Co in Paris (Frankreich) angestellt war, unterstütze ihn unterdessen sowohl emotional als auch finanziell. In den darauffolgenden Jahren hielt sich Vincent malend in Brüssel (Belgien) und in Nuenen (Niederlande) auf. 1885 zog Vincent nach Paris – die Großstadt galt zu der Zeit als Epizentrum der Moderne, und er wollte die Pariser Kunstszene kennen lernen. Vincent begegnete dort verschiedenen Kunststilen und experimentierte mit ihnen. Zudem setzte er sich mit den Grundlagen der Farbtheorie auseinander und begann, mit Komplementärfarben zu arbeiten.
Das Leben in Paris gefiel Vincent nicht auf Dauer, und er beschloss 1888, in die südliche Provence zu ziehen – der Sonne, der Landschaft und der Ruhe wegen. In Arles (Frankreich) mietete er das Gelbe Haus an, ein 110qm großes, zweigeschossiges Wohnhaus, mit der Intention das „Atelier du Midi“, eine Ateliergemeinschaft mit gleichgesinnten Malern, zu gründen. Voller Vorfreude auf ein Künstlerkollektiv verbrachte Vincent in den folgenden Monaten viel Zeit an der Staffelei. So entstanden unter anderem seine inzwischen als ikonisch geltenden Sonnenblumenbilder, unterschiedliche Fassungen des gleichen Motivs, welches symbolisch für Freundschaft steht.
Paul Gauguin (1848-1903), ein französischer Maler, gehörte zu Vincents Bekanntenkreis in Paris. Vincent und auch Theo waren sehr angetan von Gauguins Bildern, und so lud Vincent Gauguin ein, ihm im Gelben Haus Gesellschaft zu leisten. Vincent überzeugte Theo, der als Kunsthändler regelmäßig junge Talente förderte, auch Gauguin im Süden finanziell zu unterstützen; im Gegenzug sollte Gauguin Theo ein Bild pro Monat senden.
Gauguin traf Ende Oktober 1888 im Gelben Haus ein – doch die beiden Maler harmonierten weder künstlerisch noch menschlich. Aus Briefen der beiden ist zu entnehmen, dass sie häufig unterschiedlicher Ansichten waren und unverrückbar an ihrer jeweiligen Meinung festhielten. Die Spannungen zwischen den beiden nahmen zu, und die Situation eskalierte in der Nacht vom 23. Dezember 1888. Vincent wurde bewusstlos alleine im Gelben Haus aufgefunden, sein linkes Ohr war abgetrennt, und er wurde in ein Hospital gebracht. Gauguin wurde vor dem Gelben Haus von der Polizei aufgegriffen und vernommen – seinem detaillierten Bericht zufolge verfolgte Vincent ihn nachts bei einem Spaziergang durch Arles, bedrohte ihn mit einem Rasiermesser und kehrte dann alleine ins Gelbe Haus zurück, wo er sich das Ohr abschnitt. Was genau passierte, ist schwer zu beurteilen, da Vincent selber angab, sich nicht an die Ereignisse der Nacht zu erinnern. Die These von Vincents Automutilation ist somit eine unbewiesene Behauptung. In dem Buch „Van Goghs Ohr“ von Dr.phil Hans Kaufmann und Dr.phil. Rita Wildegans wird die These aufgegriffen, dass Gauguin, der diverse Fechtutensilien besaß, Vincents Ohr im Streit mit einem Degen abtrennte. Über das, was wirklich passiert ist, kann man nur spekulieren.
Unmittelbar nach dem Vorfall reiste Gauguin zurück nach Paris – das „Atelier du Midi“ bestand insgesamt nur neun Wochen.
Nach seinem Krankenhausaufenthalt begann Vincent sofort wieder zu malen – unter anderem sein inzwischen bekanntes Selbstportrait mit verbundenem Ohr. In den folgenden Wochen litt er unter Schlafstörungen und Nervenanfällen. Dabei verhielt er sich so exzentrisch, dass Bürger der Stadt Arles seine Internierung verlangten. Im Mai 1889 begab sich Vincent freiwillig in die psychiatrische Klinik im Kloster Saint-Paul-de-Mausole im südfranzösischen Saint-Rémy-de-Provence. Sowohl in der Klink, zu Vincents Lebzeiten, wie auch posthum wurden so viele verschiedene Diagnosen gestellt, dass man nicht klar beurteilen kann, welche davon stimmt bzw. stimmen.; Vincent selber berichtete vor allem von Albträumen und Angstattacken. In der Klinik lebte Vincent im Wechsel zwischen Krankheitsschüben und Phasen, in denen er malte.
Unterdessen wurde Vincent in Paris entdeckt: der junge Kunstkritiker Albert Aurier war fasziniert von der Intensität seiner Kunst, aber auch der Tragik seines Lebens. Aurier schrieb euphorische Artikel über Vincent und seine Werke, und so wurde Vincent erstmals zu einem ausgestoßenen Genie stilisiert. Mehrere von Vincents Bilder wurden daraufhin in Brüssel ausgestellt, darunter die Bilder der Sonnenblumen, doch Vincent, der in den Jahren zuvor keine wirtschaftlichen Erfolge erzielt hatte, traute seinem Glück nicht. In größerem Umfang wurden Vincents Bilder erst ab Anfang des 20. Jahrhunderts ausgestellt.
Im Mai 1890 wurde Vincent aus Saint-Paul-de-Mausole entlassen und zog nach Auvers-sur-Oise, einem kleinen Ort nördlich von Paris. Kurze Zeit später, am 27. Juli 1890, erlitt Vincent eine Schussverletzung unter ungeklärten Umständen. Sein Bruder Theo besuchte ihn einen Tag später. Während sich die beiden unterhielten, verlor Vincent immer wieder das Bewusstsein, und er starb an den Folgen seiner Verletzung nach Mitternacht, am 29. Juli 1890, in den Armen seines Bruders. Sein Tod warf viele weitere offene Fragen auf, und führte, wie auch der Verlust seines linken Ohres, zu einer Mythenbildung – viele Quellen bezeichnen Vincents Tod als Selbstmord, manche sprechen von einem Mord.
Das medial geprägte Bild von Vincent Van Gogh – der geniale Wahnsinnige, der Verrückte, der sich ein Ohr abschnitt und Selbstmord beging – beruht zu Teilen auf Spekulationen und Mythen. Letztendlich finde ich, dass es irrelevant ist, woran Van Gogh erkrankt war, ob er sich selber sein Ohr abgeschnitten hat und wie genau er verstarb. Was meiner Meinung nach wichtig ist: Trotz seiner gesundheitlichen Einschränkungen fertigte er 864 Gemälde und über 1000 Zeichnungen in den letzten zehn Jahren seines Lebens an. Obwohl er in seinem Leben viele Schwierigkeiten hatte, hat er der Nachwelt Bilder in seinem ganz eigenen Stil hinterlassen.
https://www.3sat.de/kultur/kulturdoku/kuenstlerduelle-vangogh-gaugin-100.html
https://www.zeit.de/video/2021-12/6285026131001/vincent-van-gogh-der-weg-zu-den-sternen
https://eppendorfer.de/wie-starb-van-gogh-wirklich/
https://www.geo.de/geolino/mensch/1083-rtkl-weltveraenderer-vincent-van-gogh
https://www.kunstkopie.de/a/vincent-van-gogh.html
https://www.aerzteblatt.de/archiv/64283/Vincent-van-Gogh-Zwischen-Kreativitaet-und-Krankheit
https://myofb.de/vincent-van-gogh-paul-gauguin-eine-fatale-freundschaft/