Der Rote Faden

Von Rolf Mackowiak

Feuer

Zum Feuer haben wir oftmals eine etwas archaische Einstellung. Es fasziniert, es erschreckt.

Es spendet Licht und Wärme, kann aber auch sehr zerstörerisch wirken, wie die in vielen Gegenden regelmäßig auftretenden Wald- und Flächenbrände zeigen. Auf den ersten Blick sind sie nur zerstörerisch, aber Brandrodungen sind ein frühe Form, neue Anbauflächen zu gewinnen, haben bei solchem Vorgehen z. B. in Brasilien eine eindeutig negative Aus­wirkung, da die gewonnene Fläche oft für den Anbau von Soja oder dem Schaffen von Weideflächen für die Rinderzucht verwendet wird. Außerdem schaffen sie dort keine dauer­haft fruchtbaren Flächen, da die dünne Humusschicht schnell ausgelaugt wird.

Das offene Feuer war eine erste Möglichkeit für die Menschen, sich Wärme und Schutz vor Raubtieren zu verschaffen. Außerdem wurde es erst durch das Feuer möglich, tierische Nahrung für den Menschen besser verdaulich zu machen. Offene Feuerstellen trugen aber auch immer die Gefahr mit sich, daß das Feuer sich unkontrolliert ausbreitet und den Menschen bedroht. Die Feuerstelle durch Steine einzufassen, war eine Möglichkeit, diese Gefahr zu verringern.

Kamine und Öfen machten Feuerstellen auch in Gebäuden möglich. Gefährlich waren sie dennoch, wie z. B. der große Stadtbrand in Aachen im Jahr 1656 zeigt, und auch andere Städte haben ähnlich Katastrophen erlebt. Geradezu sprichwörtlich war der Brand der Stadt Rom im Jahr 64, bei dem 10 von 14 Stadtbezirken völlig oder großflächig zerstört wurden und der erst nach 6 Tagen eingedämmt werden konnte. Viele der Häuser waren noch aus oder unter massiver Verwendung von Holz gebaut, was dem Feuer üppige Nahrung bot. Auch die enge Bebauung trug zu der schnellen Verbreitung bei.

Oft wird ein offenes Feuer im Kamin als gemütlich empfunden. Ich habe auf meinem Computer ein Billard-Spiel, in dessen Hintergrund ein Kamin brennt. Wegen der großen Schadstoff­menge, insbesonders Feinstaub, die ein Kamin oder ein sonstiger Ofen in die Luft abgeben, hat ihr Image in der letzten Zeit aber doch gelitten.

Für Raucher sind Streichhölzer oder Feuerzeug ein unverzichtbares Utensil. Eine oder gleich mehrere Kerzen auf einem gedeckten Tisch machen unzweifelhaft Eindruck, auch einem Dinner zu zweit geben sie das rechte Ambiente. Allerdings gibt es auch künstliche Kerzen oder Teelichter, die teilweise sogar das Flackern der Kerzenflamme imitieren. Aber ein richtiger Ersatz sind sie die wohl kaum.

Der Schein einer flackernden Kerze hat etwas Lebendiges, das ein elektrisches Licht auch nicht ansatzweise bieten kann. Ich kann mich noch gut an das fassungslose Staunen meines Neffen erinnern, als er Weihnachten zur Bescherung den Weihnachtsbaum mit den brennenden Kerzen sah.

Als Kriegswaffe fand es ebenfalls Anwendung. Das „griechische Feuer“ diente bei See­schlach­ten in der Antike als probates Mittel gegen feindliche Schiffe und war auch deshalb so gefährlich, weil es auf dem Wasser schwamm. Bei heutigen Waffen kommt es nicht allein auf die direkte Wirkung an, sondern z. B. auch auf den völligen Sauerstoffverbrauch in einem bestimmten Umkreis: Wer der Hitze entgeht, erstickt.

Gerade im Sommer sind vor allem in südlichen Ländern Waldbrände eine ständige Gefahr. Auch Moorgebiete können sich als schwer löschbar erweisen, weil sich die Hitze durch den Torf frißt und das Feuer sich weiter verbreiten kann, ohne an der Oberfläche sichtbar zu sein.

Der Sommer bringt noch eine weitere Feuerquelle ins Spiel: der in vielen Gärten aufgestellte Grill. Da kommt dann der archaische Aspekt der Zubereitung von Fleisch durch Feuer voll zum Tragen. Wenn man eine gut gegrillte Wurst auf dem Teller hat, erscheint der Gedanke an Nitrosamine fast wie Blasphemie.

Auch redensartlich geht es heiß her: Da ist man „Feuer und Flamme“ für eine Sache oder voll entflammt für eine Person, die einem das Herz und manchmal auch den Verstand raubt – aber wer spielt da nicht gern mit dem Feuer, würde für diesen Menschen durch dasselbe gehen, auch wenn der unglücklicherweise ein zweites Eisen im Feuer hat? Da bleibt manchmal nur das Fazit: Alles Asche.