Der Rote Faden

Von Rolf Mackowiak

Fragen

Es gibt Fragen, auf die erwarten wir eigentlich keine Antworten, jedenfalls nicht zu Lebzeiten. Und ob es dann diese Antworten gibt oder überhaupt ein „danach“, ist fraglich.

Eine Frage, die mir manchmal in den Sinn kommt, gehört in diese Kategorie. Auch wer sich nicht besonders für Astronomie  interessiert, hat doch sicher schon einmal davon gehört, daß sich der Weltraum ausdehnt. Das scheint gesicherte Erkenntnis. Aber daraus ergibt sich für mich eine andere Frage: Wenn sich das Weltall ausdehnt – wohin dann oder worin? Ich möchte das mal an einem Beispiel deutlicher machen. Wenn ich einen Luftballon aufblase, dann dehnt er sich aus, und zwar in den umgebenden Raum. Das Weltall ist ja, im kleinen Maßstab unserer Welt, dann der Raum, in den sich der Luftballon ausdehnt. Wenn sich aber dieser äußere Rahmen ebenfalls ausdehnt, in welches Medium hinein? Muß man daraus schlußfolgern, daß sich in diesem unbekannten Medium noch andere Universen befinden oder befinden könnten?

Ich bin ja nun, mit einem Alter von fast 68 Jahren, immer stärker mit der Frage konfrontiert, wann es denn mit diesem Leben ein Ende hat. Gewiß ist nur, daß dieses Ende kommt. Aber ist es wirklich ein Ende oder der Beginn von etwas, von dem wir keine Vorstellung haben? Alle Religionen (zumindest die, von denen ich gehört habe), verheißen ja eine Fortsetzung. Aber in vielen Fällen ist die Vorstellung von dieser Fortsetzung doch verdächtig nahe an unserem jetzigen Leben orientiert. Warum dann nicht gleich so?, fragt der Skeptiker in mir. Es wäre doch ein ziemlich blödsinniger Umweg, am Ende dahin zu gehen woher ich komme, wenn auch unter etwas komfortableren Umständen.

Je älter ich werde, desto mehr bin ich der Überzeugung bzw. scheint es mir wahrscheinlich, daß der Tod wirklich einen Schlußpunkt setzt. Vielleicht ist die Tatsache, daß wir ein Bewußtsein haben, das uns zu solchen Fragen führt, nur ein grausamer Scherz der Natur, denn dann wäre unsere Existenz jeden Sinns beraubt. Das ist zwar eine beunruhigende Perspektive, wäre aber letztlich auch nicht zu ändern.

Mich erinnert das ein Frage, die Brecht einmal – ich glaube, in den Geschichten vom Herrn Keuner – gestellt bzw. auf seine Weise beantwortet hat. Es ging um die Existenz von Gott und seine Frage war, ob sich etwas für mich verändern würde, wenn es Gott gäbe. Würde sich etwas verändern, so seine Schlußfolgerung, dann bräuchte ich diesen Gott, wenn nicht, wäre diese Frage völlig unerheblich.

Wie halte ich es damit? Da die Frage, ob es nach dem Leben noch etwas gibt, unentscheidbar ist, stufe ich sie als belanglos ein. Wenn es so ist, werde ich es erfahren, wenn nicht, kann es mir ohnehin egal sein. Aber reizvoll wäre es natürlich schon…

Derweil freue ich mich meines Lebens und genieße das, was sich mir bietet. Und das hat doch auch was!