Es gab sogar in den 70ern einen wissenschaftlichen Versuch, die Zukunft auf Grund ausgiebiger Analysen zumindest als Trend in den Griff zu bekommen, die Futurologie.
Der Rote Faden
Von Rolf Mackowiak
Zukunft
„Die Zukunft ist auch nicht mehr das, was sie mal war“ ist ein gängiger Spruch. Nun kann man eine Ware, die noch gar nicht geliefert wurde, schlecht berurteilen. Was dahinter steht ist wohl eher die Befürchtung, daß die Zeiten nicht besser werden – aber wurden sie das je? Die Literatur ist voll von Klagen über das Vergangene und darüber, wie schlecht es wohl noch werden kann. Das spricht für eine sehr selektive Sichtweise, denn möchte heute ernsthaft jemand auf die Narkose bei einer Operation verzichten? Oder sich wieder auf Schusters Rappen in den Spanien-Urlaub begeben?
Zukunft ist eng mit einem anderen Wort verbunden: Fortschritt. Diese Verbindung ist aber nicht zwingend. Vor allem im gesellschaftlichen Bereich gibt es immer die Möglichkeit, daß sich die Gegenwart mehr an der Vergangenheit orientiert als auf die Zukunft ausgerichtet zu sein. Und wer definiert diesen Fortschritt? In den 70er Jahren gab es dazu den Spruch „Seid realistisch – fordert das Unmögliche.“
Nehmen wir doch mal ein ganz gegenwärtiges Ereignis. Wer vor einem Jahr gefordert hätte, bundesweit für 9 € reisen zu können (wenn auch nur in Nahverkehrszügen), dem hätte man doch leicht ein übergroße Nähe zum Alkohol, bestenfalls aber Ahnungslosigkeit unterstellt. In einer Woche läuft diese Regelung aus, auch wenn sie auf 3 Monate beschränkt war. Schon Mark Twain wußte, daß Prognosen schwierig sind, vor allem, wenn sie auf die Zukunft gerichtet sind.
Die Zukunft war schon immer eine heikle Angelegenheit. Es mangelt nicht an den verschiedensten Versuchen, einen Blick auf sie zu erhaschen. Da wurden die Sterne befragt, die Innereien von geopferten Tieren oder – ganz praktisch, weil immer zur Hand – die Karten. Immer noch haben die Prophezeihungen von Nostradamus viele Anhänger, gerade weil er sie so kryptisch formulierte. Aber die meisten wollen doch kein Orakel, sondern eine klare Auskunft zur Zukunft.
Es gab sogar in den 70ern einen wissenschaftlichen Versuch, die Zukunft auf Grund ausgiebiger Analysen zumindest als Trend in den Griff zu bekommen, die Futurologie. Das ist heute zur „Trendforschung“ verkommen. Wer sich die damaligen Prognosen anschaut, kommt oft aus dem Lachen nicht heraus. Ein heute ganz selbstverständliches Gerät der Kommunikation, das Handy, war nicht darunter und auch bei vielen anderen Entwicklungen (Verbreitung der Computer und des Internets) waren diese Prognostiker doch meistens ungenau oder lagen gleich ganz falsch.
Aber es gibt ja, selbst ist die Frau oder der Mann, einen anderen Versuch, die Zukunft zu gestalten und nicht vorherzusehen: Influencer. Was die Seriosität solcher Aktivitäten angeht, sehe ich allerdings schwarz. Aber wenigstens die eigene Zukunft dürften diese Influencer in ein rosigeres Licht tauchen.
Was macht man also mit einer Zukunft, die sich so gar nicht in die Karten schauen lassen mag? Ignorieren kann man sie ja schlecht, sie kommt einfach, und oft erwischt sie uns auf dem falschen Fuß. Die wohl positivste Einstellung hat Ray Bradbury einem seiner Romane vorangestellt hat: Ich weiß nicht, was da kommen wird. Aber was es auch sei, ich werde ihm mit einem Lachen begegnen.