„Eine Rose allein“ von Muriel Barbery
LesArt
Eine Rose allein
Dank ihres Buchs „Die Eleganz des Igels“ (2006) ist die französische Bestsellerautorin Muriel Barbery in Deutschland berühmt geworden. Dieser internationale Bestseller wurde sogar in einem Film adaptiert: „Die Eleganz der Madame Michel“ (2009). Heute möchte ich über ihr neuestes Buch, „Eine Rose allein“, erzählen. Aber schauen wir uns zunächst einmal an, woher die Themen stammen, die dort zu finden sind.
In ihrem allerersten Buch, „Die letzte Delikatesse“ (2000), hat Muriel Barbery mit Elan eine innerliche Reise durch die Erinnerungen der leckersten Gerichte eines Gastrokritikers beschrieben. Später, in „Die Eleganz des Igels“, hat sie ein wenig über die japanische Kultur geschrieben. In ihrem neusten Buch, „Eine Rose allein“, das im Mai 2022 deutsch übersetzt wurde, lädt sie uns zu einer richtigen Reise ein, in der die ganze Stadt Kyoto wie ein leckerer Nachtisch beschrieben ist. Die Gebäude werden mit einer Genauigkeit und Poesie beschrieben, sodass man das Gefühl hat, sie schmecken zu können.
So kann man das Buch zusammenfassen: Rose hat ihren Vater nie kennengelernt und fühlt sich seit Jahren mit einer eisigen inneren Kälte gefüllt. Eines Tages muss sie ihre ländliche Region Touraine verlassen und nach Kyoto in Japan fliegen. Ihr Vater ist gestorben, und sie soll dem Testament zuhören. Die bewegenden Umstände, die seltsame Schönheit von Tempeln und Zen-Gärten von Kyoto sowie die Begegnung mit Menschen, die ihren Vater kannten, sind ein Schock, der sie bis ins Innerste ihrer Seele erschüttert. Dieses Buch begleitet Rose dabei, ihre Gefühle aufzutauen und wieder Geschmack am Leben zu finden.
„Eine Rose allein“ habe ich während meines Urlaubs in Wien gelesen. Ich finde, dass Bücher mit dem Thema „Reisen“, die perfekte Atmosphäre haben, wenn ich sie beim Reisen lese. In diesem Kurzroman wird die Odyssee nach Japan von einer Reise in die tiefsten Gefühlswelten von Rose begleitet. „Eine Rose allein“ ist die Geschichte ihrer Verwandlung: der Übergang von einem Zustand der Traurigkeit zu einem der Hoffnung. Was ich in dem Buch gemocht habe, sind die meditativen japanischen Legenden, die in der Geschichte verwoben sind. Das ganze Buch (und es ist kurz genug, um die perfekte Strandlektüre zu sein) lässt uns die Schönheit der Pflanzen, Orte und Gegenstände, die uns umgeben, mit neuen Augen wiederentdecken. Die Hauptfiguren sind berührend und die Authentizität ihrer Emotionen fällt positiv auf. Im August 2022 veröffentlicht Barbery den Nachfolger von „Eine Rose allein“ bei dem französischen Verlagshaus Actes Sud.
Den Leser-innen, die „Die Eleganz des Igels“ schon gelesen haben, und jenen, die gerne hochpoetische, meditative Texte lesen wollen, empfehle ich die Lektüre von diesem neuen Buch, und sogar von dem ersten. „Eine Rose allein“ und „Die letzte Delikatesse“ lassen sich schnell lesen und passen sehr gut zusammen, wie ein italienischer Käse zu Trauben.